Auf der einen Seite ist das Bild, auf der anderen Seite sind Sie, dazwischen nichts. Kein überanstrengter Anspruch an eine technische Qualität. Alles darf krumm und schief sein. Wichtig ist nur der schöpferische Aspekt an sich. Die Fotografie bietet die Möglichkeit, eine Situation von außen zu betrachten und zusätzliche Erkenntnisse zu gewinnen, die sonst kaum möglich wären.
"Menschen, die fotografieren entscheiden, welche Gegenstände, Ansichten oder Menschen sie fotografieren, welche Bilder sie verwerfen und ob sie ihre Bilder kommentieren oder nicht. Für Menschen, die im Allgemeinen nicht das Gefühl haben, sie hätten die Dinge unter Kontrolle, ist dies ein guter Ansatz. Kontrolle über die Dinge zu haben, stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit und unterstützt die Entscheidungskompetenz, so dass sich das neu gewonnene Selbstvertrauen mit der Zeit auch auf andere Lebensbereiche überträgt. Die Literatur enthält eine Fülle von Beispielen, die zeigen, wie dies stattfindet und wie dieser Prozess unterstüzt werden kann. Hier ein Beispiel über Frauen mit Brustkrebs.
Die Frauen hatten in dieser Zeit das Gefühl, keine Kontrolle über ihre äußeren Entscheidung, ihre Privatsphäre und ihren Tagesablauf zu haben. Deshalb erschien es uns wichtig, den Frauen die Entscheidung zu überlassen, welche Bilder und wie viele sie zu welchem Zeitpunkt machen wollten."
Claire Craig - Fototherapie
Ich verwende die Fototherapie gerne, wenn die Sprache versiegt, wenn es schwierig wird über das Gefühl einer Situaiton zu sprechen, wie es zum Beispiel oft bei großen Verlusten vorkommt, sei es durch einen Todesfall, beim Beenden einer Beziehung etc. Manchmal verschlägt es uns einfach die Sprache und die Fototherapie ist hier ein gutes Mittel die Situationen aus der Distanz anzuschauen. Die Auseinandersetzung fällt leichter, weil die Gefühle zu den Geschehnissen nicht so unmittelbar und heftig sind. Wenn die Bilder dann in einer positiv unterstützenden Beziehung, wie zum Therapeuten, gezeigt werden, ist eine Auseinandersetzung möglich, die die Wahrnehmung verändern kann, zu neuen Ansichten und Erkenntnissen führt und so zu mehr Selbsterkenntnis.
Es gibt viele Einsatzmöglichkeiten der Fototherapie. Für das Kolping Werk München entwickelte ich ein Seminar, welches sich an Jugendliche richtet, die Schwierigkeiten haben, sich im Arbeitsmarkt einzugliedern. Sie haben mehrmals die Lehrstelle gewechselt bzw. abgebrochen. Das Selbst – das eigene Portrait – versuchten wir so zu optimieren, dass die Teilnehmer neuen Mut finden, sich mit ihrer aktuellen Problematik auseinanderzusetzen und neue Wege entdecken und gehen können. Und ganz neu gibt es ein Fotoprojekt mit Flüchtlingen aus Steinhöring. Mehr dazu unter Schön war´s.
Fotografie fördert die Kommunikation
Fotografie kann eine Erinnerungshilfe sein
Fotografie stärkt das Selbstwertgefühl
Fotografie stiftet Zusammenhalt und fördert den Aufbau positiver Beziehungen
Fotografie als Mittel, um wichtige Informationen mitzuteilen
Fotografie unterstützt den Veränderunsprozess
Fotograie fördert und unterstützt Reflexion und professionelle Entwicklung
Claire Craig
Fototherapie eignet sich für Einzelpersonen, Gruppen- und Paararbeit.